Medea


Handlung | Entstehung | Die Fassung 1784 | Sprechen und Singen | Zur Textedition


Zu diesem Werk sind die Stimmen leihweise erhältlich.

PERSONEN
Medea – Sprechrolle
Jason – Sprechrolle
Die Hofmeisterin – Sprechrolle
Älterer Knabe –Sprechrolle
Jüngerer Knabe – Sprechrolle
Gefolg –Sprechrollen

ORCHESTER
2 Flauti, 2 Oboi, 2 Fagotti, 2 Corni, 2 Violini, 2 Viole, Bassi
Bühnenmusik: 2 Oboi, 2 Corni, Fagotto


Wie es der Gattung des Melodrams entspricht, weist Gotters Medea-Text kaum szenisches Bühnengeschehen auf, dafür umso mehr innere Handlung. Gotter folgt dem Medea-Mythos, insbesondere den Tragödien von Euripides und Seneca und setzt erst an einem späten Punkt ein: Medea ist bereits aus Korinth verbannt worden und hat die Stadt ohne ihre Kinder verlassen, kehrt aber noch einmal zurück. Alle anderen Teile des Medea-Mythos, die Geschehnisse in Kolchis, Iolkos und Korinth, werden im Stück als Vorgeschichte behandelt und beim Publikum als bekannt vorausgesetzt.
Medea kehrt also ein letztes Mal nach Korinth zurück: Nach der Ouvertüre, die in ihrem D-Dur-Mittelteil Medeas Ankunft musikalisch wie die einer Herrscherin ankündigt, steigt sie von einem Flugwerk ab, einem „mit Drachen bespannten Wolkenwagen“, wie er zur ikonographischen Tradition von Medea-Gemälden seit Andrea Schiavone gehört. Schon vor ihrem ersten Satz werden damit ihre übernatürlichen Kräfte musikalisch wie szenisch klar symbolisiert. In der Folge offenbart sie monologisch ihr Dilemma: den Zwiespalt zwischen wehmütiger Erinnerung an verlorenes Glück und dem Wunsch, sich an Jason für dessen Liebesverrat zu rächen. Nach einem Gebet an Juno sieht sie, verborgen hinter einer Säule, den Hochzeitszug von Jason und Kreusa über die Bühne ziehen. Dies provoziert ihre Rachephantasien und gibt ihr die Idee ein, ihre Kinder zu töten. Damit aber potenziert sich ihr Dilemma, zumal als sie dann die Kinder mit Hofmeisterin leibhaftig auf dem Weg zum Juno-Heiligtum antrifft. Lange schwankt Medea nun zwischen Rachewunsch und Mutterliebe, sucht nach alternativen Lösungen und entschließt sich dann doch zum Kindermord. Mit der Anrufung Hekates, der Göttin der Übergänge (auch zwischen Tod und Leben), beschwört Medea ein stürmisches Gewitter herauf und verschwindet von der Bühne; während das Orchester eine Sturm-Symphonie spielt, tötet Medea hinter der Bühne ihre Kinder. Sie kehrt danach „athemlos, betäubt, bleich und mit zerrissenem Haar“ auf die Bühne zurück und beschwört die Erinnyen, ihre Rache zu vollenden. Jason wird vor Medea gebracht; sie zeigt ihm die Leichen und Jason bringt sich um.